Marienthal

    An der schönen Waldstraße, die von Eckartsberga quer über die Finne nach Bibra führt, liegt dicht hinter Eckartsberga das Gut Marienthal. Südlich vom schönen, 1912-13 nach den Plänen von Prof. Dr. Schulze-Naumburg erbauten Schlosse des Herrn von Wilmowsky lag im Waldtal bei den alten Klosterteichen das Zisterzienser-Nonnenkloster Mariental. Es wurde um 1290 vom Bischof Bruno von Naumburg, der aus dem Querfurter Grafenhause stammte, gegründet und mit reichlich Einkünften ausgestattet. Der Wert aller Klostergüter wird 1565 auf etwa 12000 Gulden geschätzt. 1294, gleich nach der Gründung brachen die Söldner des Kaisers Adolf von Nassau, die Thüringen verheerten, in das Kloster ein; die Nonnen wurden u.a. geschändet, mit Pech bestrichen und in Federn umhergewälzt. Krieger der Nachbarburgen eilten herbei, überfielen die Einbrecher - und entmannt wurden diese in das kaiserliche Lager zurückgeschickt. Diesen Vorfall behandelt ein altes Thüringer Spottlied.

    Im Bauernkrieg verließen die Nonnen das Kloster und kehrten nicht mehr zurück. Um den Besitz entstanden längere Streitigkeiten, weil sich die umliegenden Besitzer die Klostergüter angeeignet hatten. Vom Kloster ist keine Spur mehr vorhanden; die letzten Reste sind beim Schloßbau verschwunden. Wo im Waldtal einst fromme Lieder erklangen und die Klosterglocke zum "Ave-Maria" rief, rauscht jetzt der Wald sein uraltes Lied von der Vergänglichkeit aller Dinge.

 
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