Unter Finne im weiteren Sinne versteht man
das waldreiche Hochland, das sich zwischen der Sachsenburger Pforte
und Bad Sulza erstreckt und, abgesehen von der Südseite, von
Unstrut, Saale und Ilm umspült wird; Schmücke und Hohe Schrecke
wird man besser nur als Ausläufer der Finne betrachten. Die Bezeichnung
"Finne" entspricht dem "Venn" im westlichen Deutschland
und bedeutet Moor. (Um 1100: in silva Vin.) Wenn auch heute durch
Bodenkulturarbeiten die Finne verhältnismäßig ertragreich
geworden ist, so leidet sie doch dadurch, daß die im Sand- und
Kalkstein vorhandenen Mergel- und Tonschichten das Durchsickern der
Niederschläge erschweren und es dadurch zu Wasserstauungen unter
der Bodenfläche kommt oder bei einem Kalkboden der Boden die
Feuchtigkeit nicht hält. Denn Buntsandstein und Kalkstein unterbauen
die Finne, wie man es häufig besonders gut an den Flußrändern
beobachten kann.
Nach Süden fällt die Finne ziemlich
schroff ab, während sie sich nach den anderen Seiten meist allmählich
abdacht. Der ganze Gebirgsstock bildet im allgemeinen eine große
Hochfläche, durch die aber eine Reihe kleiner, hurtig fliessender
Bäche - Biber-, Stein-, Gutsch-, Garn-, Heldrabach, Lossa u.a.
- ihr tiefes Bett gegraben und dadurch das Landschaftsbild recht anmutig
gestaltet haben. Das Gebirge ist im Durchschnitt 270m hoch, doch im
Kinselsberg bei Beichlingen steigt es auf 384m an.
Wenn auch die Unwegsamkeit der Finne in alter
Zeit als ein Sperr-Riegel wirkte und deshalb Ost-Westverbindungen
selbst heute noch nur selten sind, so weisen doch die zahlreichen
Funde aus der Stein-, Bronze- und Eisenzeit auf eine starke frühzeitliche
Besiedlung hin. Dies bestätigen besonders die zahlreichen Wallburgen,
die in jener fernen Zeit entstanden und ursprünglich als Fliehburgen
anzusprechen sind, um den Bewohnern mit ihrer Habe in Notfällen
Schutz zu bieten. Um 2000 v. Chr. begonnen, von Geschlecht zu Geschlecht
erweitert und vermehrt, wurden sie wahrscheinlich zu einem gemeinsamen
Verteidigungssystem zusammengeschlossen. So gibt es u.a. Wallburgen
bei Bachra (Tittelsburg), Eckartsberga, Harras, Monra- und Wendenburg
bei Beichlingen, die Teufelsburg bei Hauterode.
Es führen zwar nur wenige Straßen
über die Finne; da sie aber ein wichtiges Durchgangsgebiet war,
besaßen diese Wege besondere Bedeutung in früheren Zeiten.
Von diesen alten Verkehrswegen ist die Wein- und Kupferstrasse die
bekannteste. Als "Weinstrasse" diente sie dem Verkehr zwischen
dem Rhein und dem Osten und lief von Erfurt über Buttelstedt,
Eckartsberga, Herrengosserstedt zur Unstrutfurt bei Carsdorf; als
"Kupferstrasse" diente sie im 16. Jahrhundert den Nürnberger
Kaufleuten, die die Mansfelder Kupfergruben ausbeuteten und das Kupfer
über die Unstrutfurt bei Carsdorf, Herrengosserstedt, Blankenhain
und Saalfeld nach Bayern brachten. Als 1818 die Staatsstrasse Erfurt
- Eckartsberga - Bad Kösen gebaut wurde, schlief der Verkehr
auf den alten Strassen ein und heute halten nur noch vereinsamte Gasthöfe
wie "Kalter Hase", "Wespe", "Weißer
Schwan" die Erinnerung an diese verklungenen Zeiten wach. Auch
die "Königsstraße", die von Eckartsberga am Göttersitz
vorbei über Freyburg nach Leipzig führte, wurde durch den
neuen Straßenbau ausgeschaltet; auf ihr fluteten nach der Völkerschlacht
bei Leipzig die geschlagenen Franzosen zurück. Da seit 1914 die
Eisenbahn quer über die Finne von Laucha nach Kölleda verkehrt,
kann man jetzt mühelos in das Herz dieses freundliches Waldlandes
eindringen und seine Schönheiten genießen. Denn wenn auch
der große Wald, der sicher einst in der waldreicheren Vorzeit
fast das ganze Bergland bedeckt hat, stark gerodet ist, worauf die
vielen auf "roda" endigenden Ortsnamen mit hinweisen, so
gehört die Finne immer noch zu den waldreichsten Landesteilen
Der Naturfreund kommt bei den Finnewanderungen sicher auf seine Rechnung;
er wird erstaunt sein, so nahe vor den Toren Naumburgs eine solche
Fülle von Naturschönheiten vorzufinden, zumal da es sich
für rüstige Wanderer nur um Tagesausflüge handelt,
weil auch Eisenbahn- und Kraftwagenverbindungen ausreichend zur Verfügung
stehen.
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